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Mit Diversifikation und Strukturvielfalt zum klimafitten Wald

Regionaltagung Süd/Ost im steirischen Almenland

Freitag, 21.April 2017 im Forstbetrieb Haberl bei Birkfeld

Am 21. April 2017 fanden sich 40 Personen aus ganz Österreich in der Südoststeiermark in der sogenannten Almenregion auf dem Betrieb Haberl vlg. Wolfersberger zur Pro Silva Exkursion mit dem Tagungsthema ‚Mit Diversifikation und Strukturvielfalt zum klimafitten Wald‘ ein. Die Exkursion wurde von unserem Vorstandsmitglied DI Sepp Krogger mit dem Betriebsführer Franz Haberl vorbereitet und auch von beiden geführt und moderiert.

Die Exkursionsrunde startete an der Hofstelle und nach Begrüßung durch den Vorsitzenden von Pro Silva Austria DI Dr. Eckart Senitza stellte Franz Haberl am Waldrand seinen Betrieb vor: Die Waldausstattung beträgt 75 Hektar, es handelt sich um gut arrondierte, zusammen­hängende Waldflächen in einer Seehöhe von 850 bis 1.100 Meter. Die natürliche Waldgesellschaft in der mittelmontanen Wald­stufe im Wuchsgebiet Ost- und Mittelsteirisches  Bergland (5.3) ist der Fichten-Tannen-Buchenwald auf (stark) sauren podsoligen Braunerden. Franz Haberl erläuterte sein Bewirtschaftungskonzept der konsequenten wiederkehrenden Pflegenutzung und der völligen Abkehr von flächigen Nutzungen nach der Hofübernahme. Wichtigstes Ziel von Franz Haberl bei den Pflegeeingriffen ist, die Durchmesserspreitung der Stangen- und Baumhölzer zu erhöhen, die Kronenlänge des verbleibenden Bestandes konsequent bei mindestens halber Baumlänge (Kronenprozent von 50 und darüber) zu erhalten und gleichzeitig durch die wiederkehrenden Pflegenutzungen die Lichtregie so zu gestalten, dass sich in den Bestandeslücken Verjüngung einstellen kann (Franz Haberl: „Spiel mit dem Licht“).

Der Ausbau der Erschließung mit Forststraßen und Rückewegen (Erschließungsdichte über 100 lfm/Hektar) wurde von Franz Haberl früh und konsequent in Angriff genommen. Sie stellt das Rückgrat für eine pflegliche, schonende und effiziente Holzernte dar. Die gesamte Holzernte wird vom Betriebsführer selbst bewältigt, die Holzbringung erfolgt ausschließlich von den Forststraßen und  Rückewegen aus mittels Traktor mit angebauter Seilwinde.

Am ersten Haltepunkt im Wald konnte in einem ca. 110-jährigen Baumholz die eingeleitete enorme Verjüngungs­dynamik gezeigt werden, gleichzeitig stockt noch ein Vorrat von 560 Vfm, verteilt auf eine Durchmesserstruktur von 30 bis 60 cm BHD. Bei der Verjüngung auffällig ist der hohe Anteil an Tanne und Eberesche. Die vom Grundeigentümer seit zehn Jahren selbst ausgeübte Jagd (Mitglied der Gemeindejagd) mit einem jährlichen Rehwild­abschuss von 20 Stück je 100 Hektar zeigt in Kombination mit der Einzel­stamm­nutzung enorme Wirkung.

Bei Haltepunkt 4 konnte der massive negative Einfluss von unseren hohen Wilddichten an Hand von einer großen Zaunfläche für das Aufkommen der Naturverjüngung und vor allem für die Potentiale bei den Mischbaum­artenanteilen (Tanne, Laubholz) gezeigt werden. Der Wuchsvorsprung innerhalb des Zaunes und der hohe Tannenanteil zeigen das enorme Naturverjüngungspotential bei Ausschalten bzw. Reduktion des Wildeinflusses. An diesem Haltepunkt wurde von DI Krogger die Klimaampel der LWK vorgestellt, die zeigt, wie klimafit der Bestand aktuell ist. Bei Haltepunkt 5 wurde von Josef Krogger das Konzept der Struktur­durchforstung erläutert, welche eine interes­sante Weiterentwicklung der Auslesedurchforstung darstellt. Das Konzept der Strukturdurchforstung ist hervorragend geeignet, gleichaltrige Stangen- und schwache Baumhölzer (anwendbar in Nadel- und Laubholz)  zu strukturieren (Auseinanderziehen der Durchmesserspreitung) und zu stabilisieren und ohne Zuwachsverluste in stabile Altbestände überzuführen. Der Reduktion der Z-Bäume auf 150 bis 180 Stämme (Nadelholz) je Hektar kommt dabei maßgebliche Bedeutung zu. Zudem ist diese Durchforstungsart durch die Konzentration auf das Wesentliche aus forstwirtschaftlicher Sicht durch die Erhöhung der Media hoch effizient.

Zum Mittagessen wurde ein Wildgulasch serviert, das Ambiente im Freien auf einer sonnigen Anhöhe war ansprechend. Nach der Mittagspause wurde in einem 100-jährigen Altholz wurde über die Eingriffsstärke der Nutzung vor fünf Jahren diskutiert, wobei einigen Exkursionsteilnehmern der Nutzungseingriff zu stark war und Zuwachsverluste befürchtet werden. Der Vorrat mit 460 Vfm/Hektar im verbleibenden Bestand erscheint ausreichend, um Zuwachsverluste zu vermeiden. Die Stabilität des verbleibenden Bestandes ist mit den gut bekronten verbleibenden Bäumen mit durchwegs günstigen H/D-Werten trotz des starken Eingriffes als gut einzustufen. Die nahezu flächendeckend ankommende Verjüngung sorgt für Nachschub für einen mittelfristig zweistufigen Waldaufbau. Beim diesem Haltepunkt wurde auch die Einbringung von Lärche ohne Schutz mitten in dichten Fichtenverjüngungshorsten kontroversiell diskutiert. Die unkonventionelle Vorgangsweise wurde von Franz Haberl damit begründet, dass die Lärchen vom Rehwild in den dichten Verjüngungshorsten nicht gefunden und daher auch nicht gefegt werden. Ausreichende Farbmarkierung soll das Wiederfinden der Lärche garantieren und die spätere und rechtzeitige Freistellung (Pflege) von der Fichte ermöglichen.

Schlusspunkt der Exkursion bildeten die Demon­stration von innovativen Ideen und zahlreichen technischen Verbesserungen für die Waldarbeit und die Arbeitssicherheit wie z.B. die Herstellung von ofenfertigem Holz inklusive Lager- und Transportmöglichkeiten bis zur Haustür der Abnehmer oder die Demonstration der Rundholzbauweise ‚System Haberl‘ an einem konkreten Projekt im Bereich der Hofstelle. Für seine vorbildliche Waldbewirt­schaftung und seine herausragenden innovativen Leistungen wurde Herr Franz Haberl 2008 vom BMLFUW mit dem Staatspreis für vorbildliche Waldwirtschaft ausgezeichnet. Eine Jause am Hof bildete den Abschluss des hochinteressanten Exkursionstages im steirischen Almenland.

Bericht: Flaschberger

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