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Präsentationen

Allfällige Präsentationsunterlagen werden auf Wunsch digital übermittelt.

Organisation Stefan Heuberger, Franz Reiterer

download des Artikels aus der Forstzeitung hier zum download des Detailprogrammes download des Artikels aus der AFZ von Prof. Udo Mantau

Gemeinwohlleistungen von Wald -

bewerten, kommunizieren, marktfähig machen...

Sommergespräch - in Steyr (OÖ)

Donnerstag, 29.August 2019 - Steyr - Münichholz

Zunehmend werden die Umwelt- und Klimaschutzleistungen von Wald einer breiten Öffentlichkeit bewusst. Doch: „Wie können Ökosystemleistungen zu marktfähigen Produkten entwickelt werden?“ – diese Frage stand im Mittelpunkt des diesjährigen Sommergesprächs von Pro Silva Austria Ende August in Steyr. Bei 24 Teilnehmern gab es eine sehr inhaltsreiches, fokusiertes Programm, das es wert wäre einem größeren Interessentenkreis präsentiert zu werden !

Als man mit Holz noch richtig Kohle machte

Steyr war einst – nach Wien – die zweitreichste Stadt Österreichs. Der Reichtum war auf Eisen und Holz begründet. Holzkohle war die zentrale Energiequelle. Die Eisenwurzen-Region steht nutzungsgeschichtlich stellvertretend für weite Teile unseres Landes: Der Wald wurde maßlos übernutzt. Bis heute profitieren wir vom wirtschaftlichen und kulturellen Wohlstand, der damals geschaffen wurde. Wenn künftig im Lichte des Klimawandels die sozialen Waldfunktionen abgesichert werden sollen, bedarf es zur Finanzierungeiner gesamtgesellschaftlichen Kraftanstrengung. Die historischen Zusammen-hänge sollten dazu in Erinnerung gerufen werden. Steyr bot als Tagungsort für das Pro Silva-Sommergespräch die Gelegenheit, den thematischen Bogen in die Gegenwart zu spannen.

Wälder helfen bei der Lösung zentraler Umweltprobleme. Die CO2-Bindung von Wald und Holz, Schutz vor Naturgefahren, Trinkwasserspeicher, Staubfilter sowie Erholungsraum sind öffentliche Leistungen unserer Wälder, die einen enormen Wert, jedoch selten einen Preis haben. Besonders in Zeiten einer schlechten Rundholz-Ertragslage stellt sich die Frage nach Einkommensalternativen. Unter aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingen können Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsleistungen vielfach nicht mehr kostenlos im Schlepptau der Holznutzung erbracht werden. Unter dem Titel „Die forstliche Produktlücke“ veröffentlichte Prof. Udo Mantau, Hamburg, schon vor 26 Jahren seine Vision, wie die Waldbewirtschafter die vielfältigen sozialen Waldfunktionen marktfähig machen könnten.

Ein Wald mitten in der Stadt

Die Stadt Steyr hat ihre eigene „For Forest“ - Installation (im Unterschied zur Klagenfurter Variante dauerhaft und allgemein zugänglich). Mitten im urbanen Siedlungsraum liegt ein 50 ha großes Waldgebiet. Das Münichholz, welches namensgebend für einen ganzen Stadtteil ist, gehört zur Bischöflichen Forstverwaltung Linz. Durch die zentrale Lage in der 40.000-Einwohner-Stadt ist es ein klassischer Erholungswald. Trotz freier Begehbarkeit hat der Forstbetrieb mit der Stadtverwaltung einen Vertrag zur Abgeltung besonderer Leistungen abgeschlossen. „Durch die Zusatzeinnahmen ist hier die Bewirtschaftung wieder interessant“, erläuterte Christoph Geier, Wirtschaftsführer des Kirchenforstes. Bei der gemeinsamen Waldbegehung wurde zunächst vor allem über das Haftungsthema diskutiert. Waldbauliches Ziel sind struktur- und artenreiche Mischwälder. Im Rahmen der naturnahen Waldbewirtschaftung werde auf die Erholungsnutzung gezielt Rücksicht genommen, führte Geier aus. Die Waldnutzung auf Basis von Grundsätzen und einer Strategie helfe im Umgang mit kritischen Bürgern, wurde in der Diskussion erörtert. Mit urbanen Wäldern hat sich jüngst auch eine ANW-Arbeitsgruppe befasst.

Leistungen bewerten und kommunizieren

Nach dem Waldbegang wurde das Sommergespräch „indoor“ mit Impulsreferaten fortgesetzt. Wenn gleichkonkrete Entgelte bislang selten sind, sollte in einem ersten Schritt der Wert forstlicher Öko-systemleistungen erfasst werden. Für die Forstbetriebe der Stadt Wien rechnete Betriebsleiter Hannes Lutterschmied den Nutzen der städtischen Klima- und Quellschutzwälder je Einwohner vor. Die Bürger ersparen sich teure Raumklimageräte, wenn die kühlende Wirkung der stadtnahe Wald liefert. Es braucht keine Wasseraufbereitung, wenn Wälder natürliches Quellwasser sicherstellen. Anhand der Kostenvermeidung je Einwohner könne der Wert sozialer Waldwirkungen argumentiert werden. Bei anhaltendem Kostendruck im Waldmanagement sei dies im politischen Diskurs zunehmend wichtig, so Lutterschmied. „Tue Gutes und sprich darüber“, ist ein Slogan der Werbebranche. Immer mehr Unternehmen werben mit klimafreundlichen Produkten. Waldbewirtschafter sollten verstärkt den Beitrag von Wald und verbautem Holz zum Klimaschutz kommunizieren. Aus Forstoperaten lasse sich die Klimaschutzleistung von Forstbetrieben ableiten, zitierte Franz Reiterer, Forstbüro-Inhaber, einen Rechenansatz aus Deutschland.

Ökologie als Geschäftsfeld ?

Der Forstbetrieb Esterhazy, Eisenstadt, ist Vorreiter in der Entwicklung von Nichtholz-Geschäftsfeldern. Forstassistent Erhard Ungerböck schilderte das breite Portfolio unterschiedlichster Flächennut-zungen bis hin zum Ökosponsoring. Im Beitrag von Stefan Heuberger, Pro Silva-Vorstandsmitglied und Lehrer am Waldcampus Traunkirchen, ging es um die Marktlücke „Ökologische Kompensation“. Bei Naturschutzverfahren für Infrastrukturprojekte werden vielfach Ersatzleistungen vorgeschrieben. Bäume pflanzen zur CO2-Kompensation ist in aller Munde. Waldbewirtschafter könnten sich verstärkt um diese Mittel bemühen. Überdies könnte das Geschäftsfeld Vertragsnaturschutz weiterentwickelt werden. Ein Beitrag von ÖBB-Förster Martin Plasser zum Schutzwaldmanagement entlang von Bahnlinien rundete die Tagung ab.

Soziale Waldfunktionen in Gefahr

Bei derzeitiger Ertragslage im Kerngeschäft Holz können die Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen der Wälder nichtmehr, wie bisher, erfüllt werden“, resümierte Frank Diehl, Forstbetrieb Mayr-Melnhof, Salzburg. Neue Wege in der Finanzierung seien gefragt. Der Wald erlebe derzeit einen enormen Bedeutungszuwachs. In der öffentlichen Meinung gäbe es jetzt ein Zeitfenster, welches für Verhandlungen mit der Politik genutzt werden müsse. Dabei könne es um direkte Transferzahlungen, Steuererleichterungen oder andere Formen finanzieller Leistungsabgeltung gehen. Er verwies auf das Nachbarland Deutschland, wo kürzlich 500 Mio. € an zusätzlicher Forstförderung bewilligt wurden.

Autoren: Stefan Heuberger (Traunkirchen) Franz Reiterer (Micheldorf in OÖ, www.forstbuero.at)

Eine Literaturliste ist bei den Autoren erhältlich!

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