News

Die Buche – „Mutter des Waldes“ geliebt und gehasst

Die Buche – der Baum des Jahres 2022 war Mittelpunkt eines kürzlichen stattgefundenen Waldbegangs der Arbeitsgemeinschaft Naturngemäße Waldwirtschaft in der Gemeinde Schnaitsee, der Sprecher der Gruppe, Hans Praxenthaler konnte dazu 60 Interessierte begrüßen. Anhand verschiedener Waldbilder wurde erläutert, welche Funktionen die Buche in einem artenreichen Mischwald hat und wie sie dazu beitragen kann, Nadelreinholzbestände wieder in Mischwälder umzuwandeln.

Fotos: Hans Praxenthaler

Geliebt und gehaßt !

Ohne menschlichen Eingriff wäre die Buche die bestandsbildende Baumart in den meisten Waldtypen in ganz Mitteleuropa. Aufgrund der intensiven Forstwirtschaft wurde die Buche in den vergangenen Jahrhunderten zugunsten der Fichte stark zurückgedrängt. Die Fichte ist einfacher zu bewirtschaften, das Holz leicher zu bearbeiten, vielfältiger zu verwenden und in der Vergangenheit war die Fichte der „Brotbaum“ der Waldbauern, da die Wirtschaftlichkeit deutlich höher war als bei anderen Baumarten. Allerdings hat die Fichtenwirtschaft auch Nachteile: die Biodiversität ist in Fichtenreinbeständen deutlich geringer, die Fichte deutlich empfindlicher gegenüber längeren Trockenperioden und Wetterextremen. Außerdem nimmt das Wasserhaltevermögen des Bodens unter einer Fichtenmonokultur deutlich ab. Aufgrund des Klimawandels wird das Risiko für die Fichte in unseren Breitengraden immer größer, daher bedarf es dringend eines Rückbaus der Fichtenmonokulturen hin zu artenreichen, gemischten und gestuften Mischwäldern.

Die erste Station der Waldbegehung war eine ebensolche Fichtenmonokultur mit einzelnen Buchen. Hier erläuterte Hans Praxenthaler gemeinsam mit Peter Fritzenwenger die möglichen Schritte zum Umbau hin zu einem artenreichen Mischwald. Nach einer in 2019 erfolgten Durchforstung wurden gute Lichtverhältnisse geschaffen für eine natürliche Verjüngung des Waldes.

Aufgrund eines tragbaren Wildverbisses (viele Spaziergänger in diesem Waldstück) keimen bereits einzelne Tannen, Eichen und Buchen unter dem Schirm des Fichtenbestandes. Die Waldbesitzerin Therese Bichler möchte sich aber nicht allein auf die Natur verlassen und so werden demnächst an lichteren Stellen zusätzlich Buchen untergepflanzt, immer eine größere Gruppe an einer Stelle, um so später vielleicht auch wertvolle Stämme nutzen zu können.

Auf dem Weg zu den weiteren Punkten merkte man deutlich, wie wertvoll eine gute Durchmischung des Waldbestandes ist. Während in der Fichtenmonokultur der Wind gut zu spüren war, herrscht im gestuften Mischwald Windstille. Dies mindert die Austrocknung des Waldbodens. Das abfallende Laub dient den Bodenlebewesen als Nahrung, was wiederum dazu führt, dass die Umsetzung zu Humus deutlich schneller geht und der Boden deutlich mehr Wasser speichern kann. Im Sommer beschattet die üppige Naturverjüngung zusätzlich den Waldboden um eine Verdunstung zu vermindern. Auch für die Biodiversität spielt die Buche eine große Rolle, so sind viele Tier- Insekten- und Pilzarten auf lebendes oder totes Buchenholz angewiesen.

Nur durch eine große Vielfalt an Bäumen, Sträuchern und gesamter Pflanzen können wir die Herausforderungen der Extremwetterereignisse am besten bewältigen. Die Jagd hat hier eine Schlüsselfunktion um Wälder ökologisch und ökonomisch für die Zukunft fit zu machen, so Praxenthaler zum Schluss des gelungenen Waldbeganges.

Bericht: Hans Praxenthaler, Thannsberg, Fridolfing, Bayern