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Die rheintalnahen Plenterwälder im wilden Norden von Vorarlberg

19. Regionaltagung – Tirol/Vorarlberg

Donnerstag, 22. September 2022 – 9:00-17:00, Bildstein und Langen

Programmüberblick

Der Plenterwald gilt als die „Eierlegende Wollmilchsau“ unter den bewirtschaften Wäldern und soll hoch stabil, unglaublich resilient, super produktiv, ein besonderer CO2 Speicher und der beste Schutzwald sein! Ob das alles zutrifft, werden wir bei der 19. gemeinsamen Pro Silva Regionaltagung für Tirol und Vorarlberg vor Ort diskutieren.

In Bildstein besprechen wir eine „frische“ Plenterwaldnutzung aus dem Winter 2021/22, die mit Traktor und Seilwinde im Bodenzug durchgeführt wurde. Nach einer spannenden Wald- und Wildrunde kommen wir zu einer zirka 10 Jahre alten Nutzung, die damals mit Seilkran geplentert wurde.

Das Nachmittagsprogramm führt uns dann in ganz spezielle Plenterwälder auf Seetonen. Im „Kirchwald“ von Langen (bei Bregenz) befinden sich Standortschutzwälder auf fast ebenen Lagen. Eingeschlossen in diesem einzigartigen Waldgebiet ist auch das kleine Natura 2000 Gebiet Witmoos, ein Spirkenhochmoor der besonderen Art.

Nachbericht

"Eierlegende Wollmichsau"

In der Einladung zur Veranstaltung heißt es, dass der Plenterwald unter den bewirtschafteten Wäldern als „eierlegende Wollmilchsau“ gilt: er ist hochstabil, unglaublich resilient, super produktiv, ein besonderer CO2 Speicher und der beste Schutzwald. Im Laufe des Tages konnten sich die Teilnehmer an den verschiedenen Exkursionspunkten überzeugen, dass die aufgezählten Eigenschaften weitgehend zutreffen.

Am ersten Exkursionspunkt in Bildstein wurden wichtige Voraussetzungen und Nutzungsmöglichkeiten und Intensitäten besprochen. „Jagdlich muss es passen, sonst funktioniert der Plenterwald nicht“, war eine unabdingbare Grundvoraussetzung die DI Peter Feuersinger von der BH Bregenz als absoluter Plenterwaldexperte als Erstes nannte. Das Biotop ist für Rehwild sehr gut mit sehr viel Äsungspotential. Die Bejagung ist dagegen nicht einfach, weil größere Freiflächen fehlen und bereits kleinste Öffnungen zur Bejagung genutzt werden müssen. Im besichtigten Gebiet ist eine Rotwildfreizone und Gamswild kommt nur ganz vereinzelt vor. Waldaufseher Thomas Böhler berichtete von jährlichen Waldbegehungen der Jäger zusammen mit den Waldbesitzern und weiteren interessierten aus Bevölkerung, die sehr gut angenommen werden. Hier wird der Waldzustand aus der Bejagung und der Bewirtschaftung besichtigt und diskutiert.

Kein Kronenschluß - keine Folgekosten

Ein Zeiger für die notwendige Bewirtschaftungsintensität im Plenterwald stellt der Kronenschluss dar. Im Gegensatz zum Altersklassenwald sollen sich die Bäume in der Baumschicht nicht berühren. Bei der Einzelentnahme ist dies zu berücksichtigen. Die gute Produktivität zeigte sich bei der 2000/2001 durchgeführten Seilkrannutzung. Es wurden auf 0,7 Hektar ca. 150 Festmeter entnommen. Das sind dann etwa beachtliche 10 Festmeter pro Hektar und Jahr.

Heute bevorratet dieser Wald wieder etwa 640 Festmeter pro Hektar. In diesem Winter ist wieder eine Nutzung auf diesen Flächen geplant. Der Plenterwald wird vergleichsweise mit einem sehr hohen Vorrat bewirtschaftet. Die Aufarbeitungskosten sind aufgrund der genauen Einschlagsplanung bis zum Einzelbaum natürlich etwas höher als bei flächigen Nutzungsformen. Dafür fallen anschließend keine oder fast keine Folgekosten mehr für Verjüngung oder Pflege an. Sehr charakteristisch für die Plenterwaldnutzung ist die schattenertragende Weißtanne. Aber auch die Fichte verträgt gar nicht so wenig Schatten. Sehr wichtig für den Plenterwald sind die Bäume in der Mittelschicht, die sobald ein Baum aus der Oberschicht entnommen wird, anfangen umzusetzen und mit dem Licht nach oben zu wachsen. „Wenn es in der Unterschicht am Boden braun wird, dann macht man etwas falsch“, erläutert Peter Feuersinger zu der dann zu geringen Eingriffsintensität. Verjüngung und andere Bodenpflanzen brauchen ein Minimum an Licht. Im Eingriff ist dann das Denken in Strukturen sehr wichtig. Hier stehen in Vorarlberg die Landeswaldaufseher, wie Thomas Böhler in Bildstein, für die Beratung und die Auszeige zur Verfügung.

Taschengeld und Förderung

Wenn die Emotion für diese Bewirtschaftungsform geweckt ist, sind die meisten Waldbesitzer dabei. Für die meist sehr kleinen Waldparzellen können nebenbei kleine Einkommen erwirtschaftet werden. Im Kleinprivatwald sind die Waldbesitzer auf diese Einkommen nicht angewiesen, aber für einen „sparsamen Alemannen“ sind die möglichen zu erwirtschaftenden „Taschengelder“ aber trotzdem ein gutes Argument für diese Bewirtschaftungsform. Und wenn danach keine Verjüngungs- oder Pflegearbeit geleistet werden muss, wir dies auch nicht als Nachteil gesehen.

Neu besteht noch zusätzlich der Anreiz eine Plenterwaldförderung zu bekommen. Von vorgegebenen Standardmehrkosten von 8.- Euro pro Festmeter werden im Schutzwald 80 Prozent und im Wirtschaftswald 60% gewährt (also 6,4 €/fm bzw. 4,8 €/fm). Es ist auch eine Flächenvariante mit Standardkostenanerkennung von 800.- Euro pro Hektar möglich. Die Abwicklung und Antragstellung läuft über Rahmenanträge beim Waldaufseher. Voraussetzung für die Förderung ist ein dreischichtiger Aufbau in Ober- und Mittelschicht und eine Verjüngung in der Unterschicht. Wichtig ist, dass erkennbar ist, dass die Bewirtschaftung Richtung Plenterwald geht. Als zweite Voraussetzung gilt, dass die Verbißsituation im Gebiet tragbar sein muss, sonst wird die Förderung dem einzelnen Waldbesitzer verwehrt. Damit soll der Druck der einzelnen Waldbesitzer auf die Jagdgenossenschaft erhöht werden, nur an Jäger zu verpachten, die Wildbestände regulieren, die dem Lebensraum angepasst sind.

Der Kirchwald von Langen

Am Nachmittag wurden dann Plenterwälder in Langen bei Bregenz im sogenannten Kirchwald auf sehr schweren Seetonböden besichtigt. Die Teilnehmer konnten dann unter Anleitung von Waldaufseher Lukas Müller die anspruchsvolle Auszeige für die Einzelentnahmen ausprobieren. Als Abschluss gab es noch eine kleine Führung durch das Europaschutzgebiet Wittmoos, das sich mitten im Langener „Kirchwald“ befindet.

Thomas Ölz (kl.Waldzeitung 2/2022S10-11) 27.09.2022

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