Einen Tag vor der Regionaltagung in Niederösterreich fand die Jahreshauptversammlung statt, zu der alle Mitglieder herzlich eingeladen waren. Neben der Neuwahl des Vorstandes gab es einen Festvortrag von Univ.Ass. Mathias Leiter (Institut f. Waldbau, Boku, Wien) zum Thema „Potentiale der Plenterwaldwirtschaft am Beispiel der Steiermark“. - Am nächsten Tag ging es dann gemeinsam zur RT Niederösterreich zu Waldbaulichen Perspektiven mit Douglasie und Eiche in Grafenegg.
Der Manhartsberg ist bekannt für seine Douglasien-Herkünfte, die ersten Douglasien wurden hier im 19. Jahrhundert angebaut. Aufgrund der überlegenen Wuchsleistung im Vergleich zu den ebenfalls aus dieser Zeit stammenden Kiefernbeständen wurde die Douglasie über Jahrzehnte und insbesondere auch im Zuge aufwändiger Kalamitätsaufforstungen Ende der 1990er Jahre forciert.
Vor dem Hintergrund sich ändernder klimatischer und schwieriger standörtlicher Bedingungen besteht die aktuelle Herausforderung in der Förderung von Mischung und Struktur um „klimafitte“ Waldbestände zu erzielen.
Der Fokus liegt dabei zum einen auf Naturverjüngung, vielfach unter Kiefer, sowie der Pflege von Aufforstungen auf Kalamitätsflächen aus den Jahren 2018 bis 2020. Des Weiteren auf der Durchforstung douglasienreicher Stangenhölzer mit Laubholz in sehr unterschiedlichen Mischungsgraden und -formen. Und nicht zuletzt auf den Voraussetzungen für eine erfolgreiche Eichen-Naturverjüngung (insb. Wildeinfluss) auf verschiedenen Standorten.
Leitung: FM Dr. Erhard Ungerböck und Fö. Lukas Kerschbaum
Ausgangspunkt - Kiefernbestände nach Weidenutzung
Im Anschluss an die Vollversammlung und im Rahmen der Regionaltagung NÖ führte am 4.10. 2025 erstmalig eine Pro Silva Exkursion auf Flächen der Forstverwaltung Grafenegg, welche auf eine lange Tradition von Waldbauexkursionen (u.a. des Manhartsberger Forstvereins im Jahr 1875) zurückblicken kann. Bei leichtem, aber anhaltendem Regen folgten 52 Teilnehmer unter der Leitung von FM DI Dr. Erhard Ungerböck und Fö. Lukas Kerschbaum der Exkursionsrunde am Manhartsberg. Zum Einstieg erfolgte in einem lichten 144jährigen Kiefernbestand ein Rückblick auf die Geschichte des Manhartsberg: Kiefernbestände aus den sogenannten Wohlfahrtsaufforstungen nach Weidenutzung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägen nach wie vor das Revier.
Hoffnungsbaumart - Douglasie
Von den regnerischen Bedingungen ließen sich die Teilnehmer nicht täuschen – der Wasserhaushalt stellt am Manhartsberg mit jährlich im Durchschnitt über 9°C und ca. 500 mm Niederschlag auf den überwiegend seichtgründigen Böden den limitierenden Faktor dar. Die weiteren Stationen gaben einen Einblick in Baumartenversuche (u.a. korsische Schwarzkiefer, Walnuss-Herkunft „Dachigam“) und die Douglasienbewirtschaftung im Betrieb.
Nachdem ab den 1980er Jahren die Douglasie aufgrund ihrer Wuchsleistung stark forciert wurde, liegt aktuell das Hauptaugenmerk auf der Begrenzung des Produktionsrisikos durch die Erhöhung der Mischbaumarten-Anteile. So werden im Zuge der Auslesedurchforstungen die in den Douglasien-Stangenhölzern mitgewachsenen Eichen und weitere Laubholzarten bewusst gefördert. Schon vom ersten Punkt an entspann sich im bunten Teilnehmerfeld aus Kleinwaldbewirtschaftern, Forstpersonal, Wissenschaft und Behördenvertretern eine vielfältige Diskussion über wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Feinheiten von Plenter- und Dauerwaldbewirtschaftung bis hin zur Holzvermarktung.
Naturverjüngung mit Eiche - Mischungsregelung
Die Diskussionen wurden, gestärkt vom Mittagessen, auch am Nachmittag fortgeführt. Als Abschluss standen zwei Exkursionspunkte zu den Themen Mischungsregelung in Naturverjüngungen mit Eiche und Douglasie und Licht-Steuerung unter Schirm am Programm. Ausführlich wurden Ideen zu Pflegekonzepten in Bezug auf Mischung, Qualität und organisatorische Rahmenbedingungen ausgetauscht und Fragen zu Standort, Feinerschließung und Holzernte erörtert. In Summe bot die Exkursion spannende Einblicke und Perspektiven zur Dauerwaldbewirtschaftung unter herausfordernden Bedingungen (auch für die Teilnehmer) und mit ungewöhnlichen Baumarten, welche für alle Teilnehmer und auch für die Gastgeber jedenfalls eine fachliche Bereicherung darstellte.
Kurzbericht Erhard Ungerböck