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Douglasie in ungleichaltrigen Mischwäldern

Praxisbeispiele in der Ernsthof'schen FV Langegg – Regionaltagung im Dunkelsteiner Wald (NÖ)

Freitag, 12. Mai 2023 – 9:00 - 17:00 - Maria Langegg

Am 08.06.2001 fand in Maria Langegg eine Exkursion zum The „Erfolg durch Waldbau auf schwierigen Standorten“ statt; seither hat sich viel verändert in Wald und Welt. Nun, über 20 Jahre später, fragen wir uns: Wäre ein solches Thema auch heute noch möglich und aktuell ?

Am 12.Mai 2023 gab es nun eine "Wiederholungsexkursion", um die Entwicklungen seit damals zu sehen.

Günther Flaschberger hat nach einem zusätzlichen Waldbesuch - ohne Regen - hat einen umfangreichen Bericht verfaßt:

Exkursionsbericht 2023

Am 12. Mai 2023 war die Ernsthof Forstverwaltungsgesellschaft m.b.H. nach den drei Pro Silva Austria Exkursionen im Jahre 2001 (2 x) und 2016 wieder Pro-Silva-Exkursions-Gastgeber zum Thema ‚Douglasie in ungleichaltrigen Mischwäldern‘. Bei einem für die Wachau und den Dunkelsteinerwald untypischen regnerischen Tag fanden sich wieder 70 Waldbauinteressierte aus ganz Österreich in Maria Langegg ein und fuhren nach der Begrüßung vom Pro Silva Austria-Vorsitzenden DI Dr. Eckart Senitza mit Fahrtgemeinschaften in das Revier Maria Langegg. Beim ersten Exkursionspunkt wurden die Exkursionsteilnehmer vom Wirtschaftsführer der Ernsthof‘schen Forstverwaltung Ing. Martin Exenberger und Herrn Univ.-Prof. Dr. Eduard Hochbichler vom Waldbauinstitut der BOKU begrüßt.

Vorrats- und Qualitätspflegekonzept

Gleich beim ersten Exkursionspunkt in einem ca. 60-jährigen Buchenbestand mit beigemischter Douglasie wurde das Vorrats- und Qualitätspflegekonzept von Wirtschaftsführer Martin Exenberger vorgestellt und von Prof. Hochbichler wurden die aktuellen Bestandesdaten geliefert: Nach drei Durchforstungen (Entnahme je Durchforstung ca. 75 Efm/ha) nach dem Z-Baum-Modell mit Z-Baumabständen von 12 bis 13 Metern bei Buche und 9 bis 10 Metern bei Douglasie (inklusive Wertastung bei Douglasie) beträgt der aktuelle Vorrat verhältnismäßig niedrige 280 bis 300 Vfm. Dieser Vorrat wird größtenteils von den Z-Bäumen aufgebaut, welche fast zur Gänze Wertholzqualität (Buche und Douglasie) und bereits Brustenhöhendurchmesser von 45 bis 55 cm und eine astreine Schaftlänge zwischen 6 und 8 Meter aufweisen. Die Anzahl der Z-Bäume beträgt zwischen 50 und 70 Stämme je Hektar. Auf Grund der starken Eingriffe in das Kronendach in der Dimensionierungsphase entsteht so quasi als Nebeneffekt gruppen- bis horstweise Naturverjüngung aus Buche, Douglasie und einzelnen sonstigen Laubholzbaumarten. Zwischen 30 und 70 % der Bestandesfläche weisen bereits Verjüngung auf. Die Durchforstungen wurden mit Harvester und Forwarder durchgeführt, wobei die Rückegassen (Abstand 20 Meter), die Z-Bäume und die Entnahmebäume von Martin Exenberger ausgezeigt wurden (gilt für den ganzen Forstbetrieb!). Ziel ist die Produktion von hochqualitativer, weißer Wertholzbuche mit beigemischter Douglasie mit einzelstammweiser Nutzung der Erntebäume zwischen 80 und 110 Jahren (Ernte je nach Marktlage).

Was ist die optimale Vorratshöhe ?

Die niedrigeren Vorräte verringern das Betriebsrisiko durch die Erhöhung der Stabilität der Einzelbäume (Kronendurchmesser 10 bis 13 Meter, zwei Drittel der Baumlänge bekront) bei gleichzeitig hoher Wertholzproduktion (keine Zuwachsverluste, ein maßgeblicher Teil des Zuwachses ist Wertholz). Durch die Mischung von Buche (dominant) und Douglasie, die vorhandene Verjüngung und die vertikale Strukturierung des Bestandes handelt es sich um ein hochresilientes, stabiles Waldökosystem mit hoher Wertproduktion.

Zwei wesentliche Voraussetzungen dieser Waldwirtschaft wurden am ersten Exkursionspunkt erwähnt: Erstens eine ausreichende Erschließung mit LKW-befahrbaren Forststraßen und die Feinerschließung mit Rückewegen und Rückegassen. Zweitens eine intensive Bejagung der vorhandenen Schalenwildarten (Reh, Muffel, teilweise Rotwild), die einen waldgerechten Wildstand und eine ausreichende Naturverjüngung und Etablierung ohne Wildschutzmaßnahmen der Hauptbaumarten Buche, Eiche, Bergahorn, Douglasie und der sonstigen Baumarten garantiert!

Durchforstung und Wiederbewaldung nach Borkenkäfer

Beim zweiten Exkursionspunkt wurde das Ergebnis einer Durchforstung in einem 30-jährigen gemischten Buchen-Douglasien-Bestand mit einzeln beigemischten Birken, Weißkiefern, Bergahorn und Lärchen auf einem Steilhang gezeigt. Rückegassenabstand 20 Meter, alle Z-Bäume im Abstand von 9 bis 13 Metern (je nach Baumart) ausgezeigt und freigestellt (erster Eingriff im Rahmen der Dimensionierung), Holzernte mit Harvester und Forwarder (angehängt an eine Seilwinde zur Bodenschonung). Vor 10 Jahren erster Eingriff mit Einrichtung von Pflegelinien, Läuterung (Mischwuchsregulierung und Förderung der sogenannten Optionen) und Astung von Kiefern- und Douglasien-Z-Bäumen auf 6 Meter.

Bei dem dritten Exkursionspunkt (Friedrichsfelsen, höchster Punkt des Revieres Maria Langegg) wurde die Problematik der seichgründigen, süd- bis südwestexponierten, steilen Abhänge zur Donau gezeigt, auf denen im Katastrophenjahr 2019 durch die Trockenheit und in Folge durch Borkenkäfer auf ca. 10 bis 20 Hektar sämtliche Fichten geräumt werden mussten. Da im überwiegenden Teil der betroffenen Bestände ein Überhalt mit Lärche, Kiefer, Buche und sonstigen Laubhölzern belassen wurde und überall gruppen- bis horstweise Verjüngung vorhanden war, waren nur punktuell Aufforstungsmaßnahmen (meistens mit Eiche und Douglasie) erforderlich! Die enormen Vorteile der Naturverjüngung auf diesen trocken, seichtgründigen und steilen Waldstandorten und die Kostenersparnis für die Aufforstung sind ein unglaublicher Benefit für den Forstbetrieb. Aber kein Zufall, sondern die Folge von konsequenter einzelstammweiser Waldpflege!

Wertholzdimensionierung und Kalamitäten

Am Nachmittag nach dem Mittagessen wurde beim vierten Exkursionspunkt ein ca. 60-jähriger gemischter Buchen-Douglasien-Bestand in der Wertholzdimensionierungsphase besichtigt. In der Oberschicht Z-Bäume aus Buche und Douglasie, in der Mittelschicht dienende Buche, in der Unterschicht bereits Verjüngung aus Buche und Douglasie.

Zum Abschluss wurden zwei Exkursionspunkte von 2001 und 2016 wieder aufgesucht, sodass jene Teilnehmer, welche schon 2001 oder 2016 dabei waren, den Fortschritt in der Bestandesentwicklung gut sehen konnten. Dabei fiel besonders auf, dass die konsequente, regelmäßige Bestandes- und Kronenpflege entlang des gesamten Exkursionpfades zu ähnlichen (typischen, naturnahen) Waldbildern führt: In der Ober- und Mittelschicht (soweit vorhanden) gemischte, teilweise noch relativ fichtenreiche Altbestände mit qualitativ hochwertigen Fichten und Buchen. Durch die ständige Auslese des (stärkeren) Schlechteren überwiegen die schönen Stämme. In der Unterschicht hat sich in den letzten zwanzig Jahren sehr differenziert und nahezu flächendeckend eine gruppen- bis horstweise gestufte Verjüngung etabliert. Die Differenzierung durch die Beschattung des lückigen Kronendaches schreitet voran, die Baumartenvielfalt nimmt durch die stark wechselnden Lichtverhältnisse und der gleichzeitig scharfen Bejagung zu. Der Klimawandel ist stark spürbar, die Baumartenverteilung verschiebt sich eindeutig zu Gunsten des Laubholzes, insbesondere der Buche. Den Klimawandel bekommt der Wirtschaftsführer fast jedes Jahr zu spüren und die Fichte ist trotz ihrer Vitalität durch permanente Kronenpflege auf Grund der laufenden Wärme- und Trockenphasen in den letzten Jahren stark unter Druck des Borkenkäfers. In den vergangenen Jahren (vor allem 2019) mussten tausende Festmeter Fichtenschadholz rasch geerntet werden, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Auch Stürme haben den Wald in der Forstverwaltung Ernsthof in den letzten zwanzig Jahren stark zugesetzt und es mischen sich immer wieder Sturmschneisen in das Waldbild. Das eng ausgebaute Forststraßen- und Rückewegenetz spielt bei der raschen und vor allem möglichst pfleglichen Bewältigung dieser Katastrophen eine wichtige Rolle, sodass das Ausmaß des Schadholzanfalles möglichst gering gehalten und negative Auswirkungen (insbesondere Rückeschäden) auf den stehenden Bestand hintan gehalten werden können. Gerade bei den Angriffen des Borkenkäfers auf die Fichte spielt die Schnelligkeit des Erkennens der Schäden und die umgehende Aufarbeitung eine große Rolle, so Martin Exenberger. Es ist erklärtes Ziel, die Fichte so lange als möglich als werterhaltende Baumart zu behalten, obwohl die Rahmenbedingungen dafür in den letzten zwanzig Jahren rapid schlechter geworden sind. Die Zukunft gehört der Baumartenvielfalt und dem Laubholz mit guter Wertentwicklung, die standörtlich verträgliche Beimischung von Nadelbaumarten ist erklärtes Ziel des Wirtschaftsführers und der Betriebsführung. Dabei spielen Douglasie, Tanne und Fichte eine wichtige Rolle. Bei den Laubbaumarten liegt die Konzentration auf Eiche, Buche und sonstigen Laubhölzern wie Bergahorn, Kirsche und sonstige Wertholzbaumarten. Eine von Prof. Hochbichler (BOKU) gerechnete Stichprobeninventur (Aufnahmen 1991, 2001 und 2014) bestätigt den Erfolg: Erhöhung des Vorrates, gleichbleibender Zuwachs und Verschiebung der Durchmesser in höhere Durchmesserklassen und Verbesserung der Qualität der Bestände.

Positives Resumee

In den trotz des anhaltenden Regens anregenden Diskussionen konnten sich die Exkursionsteilnehmer überzeugen, dass der Wirtschaftsführer Ing. Martin Exenberger mit perfekter Waldpflege zukunftsträchtige Mischbestände mit hoher Qualität und Stabilität erzieht und so neben guten laufenden Wirtschaftsergebnissen durch Vorratspflege auch für die Zukunft des Forstbetriebes sorgt. Viele Teilnehmer, welche schon vor 20 Jahren bei den Exkursionen in der Ernsthof’schen Forstverwaltung dabei waren, konnten sich von der positiven Weiterentwicklung der Waldbestände überzeugen. Die Ernsthof‘sche Forstverwaltung darf mit Fug und Recht als einer der führenden Forstbetriebe in der Laubholzdauerwaldbewirtschaftung in Österreich bezeichnet werden. Die laufenden Exkursionen in diesem Forstbetrieb zeigen das große Interesse an der Umsetzung der naturnahen Waldbewirtschaftung auf Laubholzstandorten.

Für die hochkarätigen forstfachlichen Informationen von den beiden Exkursionsleitern Ing. Martin Exenberger und Univ.-Prof. Eduard Hochbichler möchten wir uns herzlichst bedanken, ebenso für die Einladung zum Mittagessen inklusive Getränke von der Ernsthof’schen Forstverwaltung.

Autor: Günther Flaschberger

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