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Michael Hollersbacher, Dipl Ing (FH) Forst, FH Weihenstephan,

nach langjähriger Revierleiter- Tätigkeit in der Bayerischen Staatsforstverwaltung seit 2007 Waldbauspezialist für Südbayern, Bayerischen Staatforsten. Herr Hollersbacher ist Mitglied in der Arbeitsgruppe „Waldbaukonzepte“ bei den Bayerischen Staatsforsten und wirkte an den Behandlungsgrundsätzen für Fichten-, Buchen,- und Kiefern-Mischbeständen sowie für den Bergwald mit.

Bernd Meier, Dipl Ing (FH) Forst, FH Weihenstephan, ist seit 2011 stellvertretender Leiter am FBZ Laubau. Seine Aufgaben liegen hier im Bereich der Organisation des Lehrbetriebs und Lehre in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter der BaySF und Studenten. Vorher war er als Produktionsleiter am Forstbetrieb Ruhpolding sowie als Einsatzleiter für forstliche Seilkrananlagen und Revierleiter in Oberammergau tätig

Georg Berger, ist seit 35 Jahren Revierleiter im Gebirgswald der BaySF – davon seit 22 Jahren im Revier Inzell. Aufgrund seiner Expertise war er gemeinsam mit einem Kollegen als Vertreter der Revierleitungen bei der Erstellung der Bergwaldrichtlinie beteiligt. Das Revier Inzell liegt in der Bergmischwaldzone mit Flysch- und kalkalpinen Anteilen.

Waldbau im Bergwald Bayerns

Vorstellung der Bergwaldrichtlinie der Bayerischen Staatsforste

Dienstag, 05. September 2023, 09:00-16:30 Uhr

Thematik

Ausgehend von den Grundsätzen für die Waldbewirtschaftung im Hochgebirge beschreibt die Bergwaldrichtlinie das waldbauliche Vorgehen der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) im Bergwald der Bayerischen Alpen (Wuchsgebiet 15 incl. bayerische Saalforsten). Sie baut auf den Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie aktuellen waldbaulichen und waldwachstumskundlichen Erkenntnissen auf. So sind hier auch neue Ansätze zur kahlschlagfreien Bewirtschaftung von Bergwäldern als Dauerwald vertreten. Im Rahmen von Workshops wurden zahlreiche Beschäftigte der BaySF sowie Vertreter aus Forstverwaltung und Wissenschaft in die Konzeption eingebunden. Die Richtlinie stellt in erster Linie ein Grundkonzept für die Bewirtschaftung des Bergwaldes und die Schutzwaldpflege dar und berücksichtigt dabei insbesondere standortkundliche, ertragskundliche, ökonomische, ökologische und holzerntetechnische Aspekt. So werden alle Funktionen des Waldes berücksichtigt, wobei das Hauptaugenmerk auf der Schutzfunktion liegt.

mehr Informationen zur Bergwaldrichtlinie der BaySF

BaySF Bildungszentrum Laubau

Am 5. September 2023 war Pro Silva Austria mit 14 Teilnehmern zu Gast bei den Bayerischen Staatsforsten im Bildungszentrum Laubau ca. 20 Kilometer nördlich der österreichischen Grenze.

Exkursionsthema war die Vorstellung der Bergwaldrichtlinie der Bayerischen Staatsforste (BaySF), wobei der Vormittag im Bildungszentrum den theoretischen Grundlagen galt.

 Die Entwicklung, Erstellung und Inhalt der Bergwaldrichtlinie wurde im Hörsaal von Dipl.-Ing. (FH) Michael Hollersbacher, langjähriger Revierleiter und Waldbauspezialist für Südbayern und Dipl.-Ing. (FH) Bernd Meier, stellvertretender Leiter am FBZ Laubau und in der Aus- und Weiterbildung für Mitarbeiter der BaySF verantwortlich, mit langjähriger Erfahrung als Einsatzleiter für forstliche Seilkrananlagen und Revierleiter in Oberammergau, vorgestellt.

Ziel der Bergwaldrichtlinie war aufbauend auf Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BaySF und auf Grundlage von aktuellen waldbaulichen und waldwachstumskundlichen Erkenntnissen neue Ansätze zur kahlschlagfreien Bewirtschaftung von Bergwäldern als Dauerwald zu entwickeln und zur Anwendung in allen Gebirgsrevieren der BaySF zu bringen. Die Bergwaldrichtlinie wurde in zahlreichen Workshops in Zusammenarbeit von Mitarbeitern der BaySF und der Wissenschaft erstellt. Ergebnis ist ein Grundkonzept für die kahlschlagfreie Bewirtschaftung des Bergwaldes und die Schutzwaldpflege unter Berücksichtigung der standortkundlichen, ertragskundlichen, ökonomischen, ökologischen und holzerntetechnischen Gesichtspunkten.

Kahlschlagfrei im Steilgelände

Extrem spannend für die Teilnehmer war nach der theoretischen Einführung in die Bergwaldrichtlinie die praktische Umsetzung im zunächst steilen Bergwald (Seilgelände). Und hier kamen sogar erfahrene Pro Silva – Mitglieder aus dem Staunen nicht heraus, wie 60-jährige, von Fichte dominierte mittlere Baumhölzer im steilen Seilgelände in Buchen-Tannen-(Fichten)-Mischwälder kahlschlagfrei umgewandelt werden. Die Waldbilder waren beeindruckend: Tannen und Buchenverjüngung (+ sonstige Laubholzarten wie Bergahorn, Eiche, etc.) nahezu ohne Verbissschäden auf ca. 30 bis 50 % der Bestandesfläche. Nur Fichte (!!) wurde nachgebessert zur Sicherung der Baumartenvielfalt und zum Zurückdrängen der drohenden Verbuchung, was für einen Lawinenschutzwald (wie in diesem konkreten Fall) kontraproduktiv für die Erhaltung der Schutzwirkung wäre. Die durchgeführten Pflegemaßnahmen waren trotz Seilbringung kostendeckend mit gratis Mischverjüngung auf 30 bis 50 % der Bestandesfläche (= Versicherung für die Zukunft). Mit einem bis zu Ende gedachten Bringungskonzept (siehe Foto), welche die langfristige Überführung in zwei- bis mehrschichtige Schutzwaldbestände vorausschauend plant, um die Holzernteschäden am Bestand und an der Verjüngung zu minimieren. Selbstverständlich wird jeder Baum vom Revierförster ausgezeigt, um ein optimales Ergebnis bei der Holzernte zu garantieren zu können.

Konsequente Jagdstrategie und Umsetzung

Und selbstverständlich ist die unverbissene und reichliche vorhandene Naturverjüngung nicht nur ein Ergebnis richtiger, zielgerichteter Waldpflege, sondern insbesondere auch ein Verdienst der in der Zwischenzeit zumindest über zwei Jahrzehnte angewendeten richtigen Jagdstrategie mit dem massiven Zurückdrängen von Rotwild und der scharfen Bejagung von Reh- und Gamswild (!!) (Rehwildabschuss ca. 8 bis 10 Stk. / 100 Hektar, in Anfangszeiten der Änderung der Jagdstrategie auch noch höhere Abschüsse!). Das Ergebnis der Umsetzung der Bergwaldrichtlinie mit Einbeziehung einer vorgegebenen Jagdstrategie in den bayerischen Gebirgswäldern kann sich sehen lassen und stellt einen unermesslichen Wert bezogen auf die zukünftige Sicherung der Wirkungen des Waldes (in diesem Fall mit Schwerpunkt auf die Schutzwirkung, aber gleichzeitig der Erhaltung und Verbesserung der anderen Wirkungen des Waldes – der Nutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion!) dar. Wenn man das mit den aktuellen Katastrophenszenarien in Oberkärnten, Osttirol, Südtirol und Trentino vergleicht, kann man ermessen, wie viele Millionen Euro die vorausschauende waldbauliche und jagdstrategische Umsetzung der Bergwaldrichtlinie in Bayern gebracht hat und was die jagdlichen (!!) und waldbaulichen Versäumnisse in Österreich und den angrenzenden Ländern an enormen Kosten verursachen. Und das nur 20 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt …..?!

Resilienz durch Mischung

An diesem Beispiel lässt sich auch ablesen, dass sich eine maßgebliche Erhöhung der Resilienz unserer Wälder insbesondere durch die Änderung der Baumartenmischung (und da genügen unsere heimischen, standortgemäßen Baumarten; man muss keine trockenresistente Fichte pflanzen!), damit untrennbar verbunden die Jagdstrategie mit waldgerechten Schalenwilddichten (das Aufkommen der standortgemäßen Baumarten muss ohne Verbissschutz möglich sein – so wie es in vielen heimischen Jagdgesetzen gefordert ist!) und die Schaffung von mehrschichtigen, stufigen Waldbeständen – eben die Abkehr von flächigen Nutzungskonzepten, in sehr kurzer Zeit erreichen lässt (in diesem Fall nicht einmal in zwei Jahrzehnten!).

Dass die Bergwaldrichtlinie und das Konzept der kahlschlagfreien Waldbewirtschaftung mit dem langfristigen Ziel der Erzielung und Erhaltung eines Dauerwaldes auch auf flacheren, aber sehr schwierig zu bewirtschaftenden, extrem wüchsigen Flyschstandorten mit einer guten Basiserschließung und Seilkranbewirtschaftung auch ökonomisch höchst interessant sein können, konnten unsere Exkursionsleiter am zweiten Exkursionsstandort schlüssig argumentieren und zeigen. Die Waldbilder sprachen für sich ….

Schlußfolgerungen

Angesichts der unglaublich überzeugenden waldbaulichen Arbeit der Kollegen der Bayerischen Staatsforste mit spannenden ökonomischen Zahlen und absolut staunenswerten und zukunftsträchtigen Waldbildern kann ich mir die Empfehlung nicht verkneifen, dass maßgebliche österreichische Forstleute aus dem für Wald und Forst zuständigen Ministerium, aus den Landesforstdirektionen und den ÖBF, vielleicht auch in Begleitung von Forstwissenschaftlern von der BOKU und dem BFW sich nur 20 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt ein Bild machen könnten, wie es auch in den österreichischen Gebirgswäldern aussehen könnte, wenn …. Und welch superteurer und fauler Kompromiss hinter dem so hoch gepriesenen österreichischen Wald-Wild-Dialog steckt!! Und Sparen beim Forstpersonal (egal ob im Forstbetrieb oder bei den Forstbehörden) gesamtheitlich betrachtet einen grandiosen ökonomischen Erfolg bringt!?

Bericht und Fotos (2023): Günther Flaschberger

Veranstaltungsanmeldung

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