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"Waldumbau in stürmischen Zeiten“ – adaptive Waldwirtschaft im sommerwarmen Osten

Exkursion bei Fürstenfeld (Stmk) und Tschanigraben (Bgl)

Freitag 6.Mai 2022 - "Kommende Fürstenfeld" (Altenmarkt)

Die Bildgalerie findet sich ganz unten. Ein Nachbericht in der "Bauernzeitung" folgt.

Revier Fürstenfeld

Das Revier

Die „Kommende Fürstenfeld“ ist seit über 800 Jahren im Eigentum des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens. Neben den Pfarrkirchen Fürstenfeld und Altenmarkt bei Fürstenfeld gehören 450 ha Wald zur Kommende.

Lage, Klima und Standort

Die bei der Exkursion besuchten Revierteile liegen nördlich bzw. westlich der Stadt Fürstenfeld in einer Seehöhe zwischen 280 und 370 m Seehöhe. Das Klima in Fürstenfeld wird als sommerwarm, mäßig kalt und schwach kontinental charakterisiert. Laut Klimadiagramm liegt die Durchschnittstemperatur für Fürstenfeld bei 9,3 Grad Celsius, der durchschnittliche Niederschlag bei 751 mm mit einem Maximum im Sommer und geringem Herbstniederschlag. Die Gewitter- und Starkregenhäufigkeit ist hoch.

Die Bodenverhältnisse in den Bereichen der Terrassen stellen sich für die Waldbewirtschaftung als schwierig dar. Sie bestehen aus mächtigen Kiesschichten, die von Staublehmdecken bedeckt sind und werden als Opok (Böden mit gehemmtem Wasserabfluss, die zur Versauerung neigen) bezeichnet.

Waldgesellschaften und Baumarten

Laut den „Forstlichen Wuchsgebieten Österreichs“ liegt Fürstenfeld im „Sommerwarmen Osten“, im subillyrischen Hügel- und Terrassenland. Die natürliche Waldgesellschaft wäre in tiefen Lagen der Eichen-Hainbuchen-, auf stark bodensauren Standorten der Rotföhren-Eichen- und in den etwas höheren Lagen der Buchenwald mit Eiche, Tanne und Kiefer.

Anpassung der Waldbewirtschaftung

Durch die menschliche Bewirtschaftung sind im Gebiet vor allem Fichten- und Kiefernwälder entstanden. Der schlagweise fichtendominierte Altersklassenwald stößt hier an seine Grenzen. Dies wurde im Revier des Malteserordens in Fürstenfeld schon früh beobachtet. Im 19. Jahrhundert waren noch bis zu 5 Hektar große Kahlschläge üblich, ab 1930 wurde auf kleinflächige Schläge und Absäumungen umgestellt und ab 1970 überhaupt keine flächigen Nutzungen mehr praktiziert.

Die früher übliche Kahlschlagwirtschaft mit zuerst vorherrschender Kiefer, dann Fichte wurde also durch einzelstammweise Holzernte, die mittels sanfter Eingriffe die altersklassengeprägten Bestände in dauerwaldartige Strukturen überführt, abgelöst.

Häufige Kalamitäten sind bestimmender Faktor

Heute erzwingen Stürme, meist sommerliche Gewitterstürme, jedoch immer wieder flächige Nutzungen. Zusätzlich treten seit Beginn der 1990er Jahre vermehrt Borkenkäfer-Kalamitäten auf. Die Kalamitäts- bzw. Freiflächen werden im Zuge der natürlichen Sukzession in den allermeisten Fällen zuerst von Birke und Aspe besiedelt und ermöglichen dann im Zuge der weiteren Sukzession die Etablierung von Kiefer, Eiche Fichte und Tanne unter dem Schirm der Pionierbaumarten.

Sanfte Überführung zu strukturiertem Mischwald

In den Jahrzehnten der Überführung hat der Anteil der Baumarten Fichte und Kiefer abgenommen und der von Tanne und Laubholz (Eiche, Buche und Hainbuche sowie Birke und Aspe auf den Kalamitätsflächen) zugenommen.

Der Wildeinfluss, speziell der Verbiss der dringend erwünschten Mischbaumarten, wurde mit umfangreichen Zäunungen „vermindert“. In den letzten Jahren kann aufgrund der positiven Entwicklung ohne Zaunschutz mit Naturverjüngung gearbeitet werden.

Das Naturwaldreservat “Buchwald – Fürstenfeld”

Das Naturwaldreservat “Buchwald – Fürstenfeld” weist im Vergleich zur intensiv genutzten Kulturlandschaft des Wuchgebietes 8.2. (Subillyrisches  Hügel- und Terassenland) sehr naturnahe Vegetationsverhältnisse und Bestandesstrukturen auf. Der Bestandeskomplex ist durch stark differenzierte Mikro- und Mesoreleif-Verhältnisse entscheidend geprägt.

Standörtlich handelt es sich um nach Norden exponierten Einhänge zur Feistritz auf tertiären Sedimenten und damit entsprechender Anfälligkeit als Rutschgelände. Die Böden sind sehr tiefgründige Pseudogleye und Hangbraunerden. Die auf den Unterhängen stockenden lockeren Bestände aus Esche und Hainbuche, einzeln Stieleiche und Bergahorn sind der Waldgesellschaft Bergahorn-Eschenwald (Carici pendulae-Aceretum pseudoplatani Oberd. 1957) zuzuordnen. Auf Mittel- und Oberhängen finden sich sehr wüchsige Bestände des Waldmeister-Buchenwald (Asperulo odoratae-Fagetum Sougnez et Thill 1959).

Das 13,23 ha große NWR wurde mit Vertrag vom 29.12.2000 zwischen dem Eigentümer Waldbetrieb Ligist, Souveräner Malteser Ritterorden, Großpriorat Österreich und der Republik Österreich vereinbart. 2020 erfolgte im Zuge einer Vertragsverlängerung eine geringfügige Erweiterung im Norden des NWR zur in diesem Bereich mändrierenden Feistriz.

Das NWR wird von einem Weggrundstück im öffentlichen Eigentum durchschnitten. Durch das Eschentriebsterben wurden in diesem Bereich 2020 Fällungen nicht mehr verkehrssicherer Eschen erforderlich. Es erfolgte eine einvernehmliche Auszeige, das anfallende Totholz wurde im Bestand belassen.

Kleinwaldbetrieb Martha und Johannes Doppler in Tschanigraben Südburgenland

Als Alterswohnsitz wurde 2013 ein renovierungsbedürftiges ehemaliges Gasthaus, hart an der Ungarischen Grenze erstanden und schon in Hinblick auf die langfristige Erhaltung der Einzellage 1,5 ha Wiesen und 4 ha Wald miterworben. Seit 2020 ist die Familie, nach 33 Jahren Gebirgsforstleben, ständig im Südburgenland wohnhaft und hat in den letzten Jahren weitere Waldgrundstücke im Umfeld zugekauft.

Die Kleinstrukturiertheit und die gering ausgeprägte Waldgesinnung sowie waldbauliche Inaktivität der Vorbesitzer bieten ein breites Betätigungsfeld für den waldbaulichen Neubesitzer. Als Eigentümer/ Förster/ Holzknecht in Personalunion können täglich neue Erfahrungen in der praktischen Umsetzung vermeintlich simpler Waldbautheorien auf naturnaher Basis gemacht werden. Die Herausforderung die an und für sich optimalen natürlichen Gegebenheiten zu nützen und auf der Fläche umzusetzen ist eine reizvolle Aufgabe für den naturbegeisterten Waldbauern.

Beiträge und Fotos: Clemens Spörk, Georg Frank, Johannes Doppler

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