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Video vom Vortrag

Vortrag und Diskussion in Kooperation mit dem Naturpark Eisenwurzen; Begrüßung durch den Geschäftsführer Naturpark Eisenwurzen Oliver Gulas-Wöhri MSc .

Vortrag „Wald mit Mensch – Wurzeln einer kulturbasierten Koexistenz“ Dr.in Pia MAYER-GAMPE (Forstwissenschaftlerin, Buchautorin; Sprecherin der Initiative FAUN - Waldnaturschutz integrativ, Bayern)

Dr. Pia Mayer-Gampe ist 1955 in München geboren. Sie studierte Forstwissenschaften und schloß ihr Studium 1983 an der LMU München mit dem Staatsexamen ab. Danach arbeitete sie als freiberufliche Schriftstellerin. 1989/1990 hielt sie sich in Bhutan auf beschäftigte sich intensiv mit dem tibetischen Buddhismus und Fragen der Entwicklungshilfe. Nach der Rückkehr arbeitete sie sieben Jahre an ihrer Dissertation und den sich daraus ergebenden Folgerungen.

Forstliche Kulturlandschaft ade ? - Zwischen Holzplantage und Waldwildnis

Pro Silva Sommergespräche 2022

24. August bis 26. August 2022, Region Steirische Eisenwurzen und Almtal (OÖ)

Holz ist der Stoff zur Wende. Wald und Holz schaffen Unabhängigkeit und Klimaschutz. Doch die Meinungen dazu sind vielfältig.

Fossile Energie- und Rohstoffquellen sollen durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden. Im Lichte geänderter Warenströme und der nötigen Klimaanpassung steigt die Nachfrage nach Holz ebenso wie die Bedeutung der vielfältigen Ökosystemleistungen des Waldes.
Doch es gibt zunehmend auch die Forderung nach Wildnis. Brauchen wir mehr Wald ohne Mensch ? Oder wollen wir Landschaft mit Wald und mit Mensch ? - Ist die sorgfältige und klima-adaptierte Waldnutzung ein lohnendes Ziel für Waldbewirtschafter und Gesellschaft?

In der Region „Naturpark Steirische Eisenwurzen“ kann das Thema anschaulich erörtert werden. Al-lein der Ort Gams bei Hieflau ist einen Besuch wert. Trotz der waldgeprägten Abgeschiedenheit trifft man hier auf kultivierte Gastlichkeit. Der etwa 100 ha große Waldbesitz (in Streulage) der Familie Göschl wurde durch die sehenswerte Waldbau-Arbeit 2021 in der Forstzeitung portraitiert (Titel: SPANNLANG 2021: „Rinde zu Wurst“).

Nachbericht 2022

Bei den Pro Silva-Sommergesprächen 2022 sollte am Beispiel der naturräumlichen Kulisse der Region Steirische Eisenwurzen ein thematischer Bogen gespannt werden von der ehemals maßlosen Übernutzung der Waldressourcen in der Zeit der intensiven Eisenverarbeitung bis in das 18. Jahrhundert hin zu aktuellen Richtungsentscheidungen zwischen neuer Holzknappheit und aktuell verstärkten Rufen nach Wildnis und weiteren Außer-Nutzung-Stellung von Wäldern.

Historische Aspekte

Einen Eindruck über die historische Waldnutzung vermittelte ein Rundgang durch das Forstmuseum Silvanum in Großreifling, welches in einem alten Getreidespeicher untergebracht ist. Zuvor Stand die Besichtigung des bekannten kleinflächigen Douglasienbestandes nahe Großreifling am Programm, welcher vor mehr als 100 Jahren als Aufforstungsversuch begründet wurde und nunmehr angesichts des beachtlichen Vorrates von 2500 Vfm/ha als „massenreichster Waldbestand Österreichs“ bezeichnet wird. Demnach kann auf ausgewählten kalkfreien Braunlehmstandorten in den Kalkalpen mit Douglasie das Baumartenspektrum erweitert werden.

Abendvortrag & Diskussion

Beim Abendvortrag trug Referentin Pia Mayer-Gampe, Sprecherin der Initiative FAUNNaturschutz integrativ, Bayern, den Zugang der Waldnutzung aus ethnologischer Sicht vor. Während sich heute der Mensch in „modernen“ Industriegesellschaften gerne selbst in den Mittelpunkt seines Denkens und Handelns stellt und die umgebende Biosphäre als „seine Umwelt“ bezeichnet, so könnte es auch ein „integratives Miteinandern“ von Mensch und Wald geben. Die Wurzeln der „kulturbasierten Koexistenz“ von Mensch und Wald lägen demnach wesentlich weiter in der Vergangenheit als die „akademische Definition“ der Nachhaltigkeit seitens Carl v. Carlowitz zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Statt großflächiger Waldwildnisgebiete tritt FAUN vielmehr für gut ausgesuchte Trittsteinbiotope kombiniert mit naturnaher Waldwirtschaft zur Förderung der Wald-Biodiversität und Sicherstellung der vielfältigen Waldfunktionen ein.

Exkursion nach Gamsforst

Am zweiten Tag ging es in den Wald der Familie Göschl in Gams bei Hieflau, wo seit nunmehr mehreren Jahrzehnten die durchaus intensive Waldbewirtschaftung mit weitgehend natürlicher Verjüngung praktiziert wird. Die hohe Nutzungsintensität wird hier als laufende Abschöpfung des Zuwachses verstanden. „Wir leben vom Zuwachs und nicht vom Vorrat“ zitierte Rainer Göschl sen. einen bekannten Spruch aus der „Szene“. „Verbiss und Borkenkäfer seien allerdings massiv begrenzende Faktoren, welche eine ständige Herausforderung darstellten“ betonte Göschl jun., der gemeinsam mit seinem Sohn den betrieblichen Weg der kontinuierlichen Waldnutzung fortsetzt.

Im Rahmen des Waldbeganges gab es überdies ein Statement über das Resynat-Projekt von Pro Silva und BFW anhand der vor Ort eingerichteten Fläche. Ferner wurde an einem Haltepunkt die neue Waldtypisierung des Landes Steiermark vorgestellt. Aktuelle Fakten und Studie zum Thema „Arten- und Klimaschutz durch Wald“ waren Inhalt eines Statements von Franz Reiterer. Schließlich wurde von Stefan Kirchweger die LTSER-Forschungsplattform (Langzeitökosystemforschung Modellregion Eisenwurzen des Umweltbundesamtes) vorgestellt.  

Eine verkleinerte Abordnung folgte schließlich am 3. Tag der Einladung von Fritz Wolf in die Waldschule Almtal zu einem kleinen „Silvasophikum“. „Vergangenheit zu kennen hilft, Zukunft zu meistern“ war dabei eine der Kernaussagen.

Veranstaltungsanmeldung

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